Über die Abhängigkeit > Drogen-ABC > Opiate

Wir nennen das Opium und seine Derivate (Opium, Morphium, Heroin, Mohntee) mit gemeinsamen Namen Opiate, welche die physische Empfindlichkeit und die Antwortfertigkeit auf die Reize vermindern. In der Medizin kann man diese wegen ihrer schmerzstillenden Wirkung gut anwenden. Drogenkranke konsumieren diese aber wegen ihrer stimmungsmodifizierenden und ängstigenvermindernden Wirkung.

Die Urheimat des Papaver Somniferum Album (Mohn) ist Klein-Asien. Es ist wahrscheinlich, daß man es auch zur Zeit der alten Sumere pflanzte. Man kannte das Opium auch schon im Altertum, und man verwendete es in breitem Kreis von Aufheben der Schlaflosigkeit bis zum Lindern der Menstruationsschmerzen. Man verehrte es als Geschenk der Götter. Die ägyptischen und fönizianischen Händler lieferten das Opium nach Rom und Griechenland, man wandte es in verschiedenen Ritualen an, sowie man handelte damit als mit wertvoller Ware. Hyppokrates, Vater der Medizin, verwendete unter den ersten das Opium als Medikament.

Im XIX. Jahrhundert wurde der Opiumhandel zur Folge des Opiumkriegs umständlich. Viele Menschen wurden opium-, später opiumlösungs- und morphiumabhängig. Viele gebrauchten es bewußt, rauchten oder tranken es, oder als die Injektionsnadel erfunden wurde, dann gab man es sich in Spritze ein. Andere wurden Gefangene der opiumenthaltende Hustenmittel und Toniks, welche man zum Beispiel in England leicht besorgen konnte. Am Ende des Ersten Weltkriegs erkannte man die Gefahren dieser Mittel, zu dieser Zeit verbat man den Konsum, man konnte diese nur auf Rezept bekommen.

Als das Opium populär wurde, verwendeten mehrere Schriftsteller und Dichter es zum Aneifern der Inspiration. Coleridge, Elisabeth Barrett Browning, Baudelaire, Edgar Allen Poe, John Keats und Byron waren Opiatkonsumenten.

Das berühmte Buch von Thomas de Quincey, „Die Aussagen eines Opiumessers” erschien im Jahr 1822 zuerst, und es wird auch heutzutage ausgegeben. Der Verfasser erzählt seine Qualen im Buch, als er versuchte, sich das Rauschmittel abzugewöhnen, aber zugleich erweckte es in den Lesern die Neugier für die Drogen.

Das Morphium bekam seinen Namen von Morpheus, dem Gott des Schlafs und des Traums.

Von den Veteranen des amerikanischen Bürgerkriegs kehrten viele als Morphiumabhängige nach Hause, aber sie konnten ihren Drogenhunger leicht stillen, denn sie konnten das Morphium oder die Morphiumpräparate in jeder Apotheke besorgen. Nach fünfzig Jahren schätzte man allein in New York die Zahl der Morphiumabhängigen auf 300000.

Die ersten Alkaloide des Opiums stellte man am Anfang der 1800-er Jahre her, in der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts kamen das Morphin und das Kodein in Umlauf. Diese zwei Opiumderivate sind auch aus dem Aspekt der Medikamentkunde wesentlich: das Morphin ist ein betäubendes schmerzstillendes Mittel, das Kodein ist ein Hustenmittel, mit wesentlich schwächerer betäubender schmerzstillender Wirkung als bei Morphin. Man verwendete das Morphin und das Kodein auch bei der Heilung der Alkoholkranken, bis man ihre schädlichen Folgen erkannte.

Das Heroin ist ein aus Morphin, aus dem natürlichen Stoff auf halbsynthetischem Weg hergestelltes Produkt (Diazetil-Morphin), was sich in den Organismus gelangend etwa in 20 Minuten zu Morphin umwandelt, sein Wirkstoff ist also das Morphin. Die Wirkungsstärke des Heroins ist ungefähr das Fünffache des Morphins. Ursprünglich entwickelte man es deswegen, die Morphingefangenschaft damit zu heilen.

Man verwendet auch den Mohntee als Rauschmittel. Man zerbricht die trocknen Mohnkokons, und kocht daraus einen dicken Tee. Oft konsumiert ihn mit Noxiron zusammen.

Das Methadon ist ein künstlich hergestelltes Rauschmittel, mit dem Opium ähnlichen Wirkungen. Zuerst stellte man es zur Zeit des Zweiten Weltkriegs her, damit man das Opium als schmerzstillendes Mittel ersetzt, welches man zu der Zeit schwer besorgen konnte.

Seine Formen

Man fertigt das Opium aus dem milchähnlichen Stoff des Mohnkopfs an. Man verbreitet das rohe Opium in Form kleiner Kugeln oder großer Blocks.

Das Morphium ist ein natürliches Derivat des Opiums, es ist sein wichtigster aktiver Bestandteil. Es kommt als weißes oder braunes Pulver, als Tablette oder in Form von Flüssigkeit in Umlauf.

Das Kodein ist ein natürliches Derivat des Opiums. Als Medikament verwendet man es zum Hustenlindern.

Das Heroin ist braunes, weißes, graues oder rötliches Pulver. Sein Geruch erinnert einen an den des Essigs.

Das Methadon ist im Allgemeinen ein farbiges Syrup, dessen Farbe vom Hellgrünen durch das Gelbe bis zum Braunen allerlei sein kann.

Gebrauch

Man inhaliert den Rauch des Opiums tief ein. Es gibt solche Konsumenten, die den Saft des Mohnkokons intravenös verwenden.

Man verschluckt, saugt in die Nase und dosiert intravenös das Morphium.

Man raucht das Heroin in Zigarette, in Pfeife, mit Tabak oder Marihuana gemischt, so gelangt der Stoff stufenweise in den Organismus.

Man saugt das Heroinpulver durch die Nase auf. Das ist gefährlicher als das Rauchen, denn die Dosis gelangt auf einmal in den Organismus, und es kann Überdosierung zur Folge haben. Man inhaliert den Rauch oder den Dampf des vorsichtig aufgewärmten Pulvers.

Es ist intravenös eingegeben am gefährlichsten, denn es wirkt sofort und intensiv, zu dieser Zeit entsteht das „Flash”. Man dosiert es außerdem noch in die Schlagader am Hals, in die Schläfe, in die Hände, in die innere Oberfläche der Schenkel, in die Knöchel, in die Sohlen.

Man verschluckt das Methadon. Obgleich es eine Flüssigkeit ist, ist es jedoch nicht geeignet, mit Spritze zu dosieren, denn es enthält solche Stoffe, welche die Gefäßwände irritieren, sie verursachen Blutgerinnen und Aderzusammenbruch. Dies verschreckt den Verbraucher vor der Dosierung mit Spritze, und die sich zur Injektion knüpfende Abhängigkeit, Rituale bricht.

Man trinkt nach der Regel den Mohntee, aber es gibt auch solche, die ihn auch intravenös anwenden.

Wirkung

Die Wirkung der Opiate ist abhängig von: dem Typ, der Menge des verbrauchten Mittels, der Weise der Anwendung, dem physischen und seelischen Zustand des Individuums, seinem Körpergewicht, seinem Alter, von seiner früheren Beziehung mit dem Mittel, und auch der Umgebung.

Verbunden mit den aus dem Rauschmittelverbrauch stammenden Wirkungen können wir allgemein das hervorheben, daß der Konsument in Ruhezustand gelangt, sein Ängstigen läßt nach, er befreit sich von den Sorgen des Alltags, sein Schmerzgefühl vermindert sich wesentlich, er befindet sich in ruhiger Euphorie.

Der die Opiate regelmäßig verwendet, wird träumerisch und gleichmütig

Die Schläfrigkeit wegen des Opiums kann sich zu Stupor, bewußtlosem Zustand umwandeln, welche entstelltes Wirklichkeitsgefühl und visionsähnliche „Opiumträume” begleiten, diese bemächtigen sich der Konsumenten mit wollüstiger Wonne.

Das in die Vene dosierte Heroin löst explosionsmäßige Wirkung aus, was die Rauschmittelabhängigen „Flash”, also „Blinken” nennen. Zu dieser Zeit wirken Wärme und Erschlaffungsgefühl, sowie unpersönliches Glück und intensive Freudengefühl den ganzen Körper durch.

Das Methadon gibt kein plötzliches Erlebnis, aber in etwa 30 Minuten bringt es einen auf die Spitze, jedoch ist dieses weniger heftig, als was das Heroin verursacht. Schläfrigkeit, Stille, Ruhe, angenehme Gefühle folgen dem.

Mischungen

Die Drogenkranken mischen die Opiate oft wegen des Wirkungssteigerns auch mit anderen Drogen. Die Rauschmittelabhängigen nehmen das Heroin manchmal mit Alkohol, Amphetamin ein. Man konsumiert das Kokain auch mit Heroin zusammen, denn es hat freudenerlebnis-erregende und gemütsverbessernde Wirkung. Wenn man die zwei Drogen zusammen verbraucht, steigert die vergiftende Wirkung der zwei Stoffe sich. Es ist besonders gefährlich, wenn man es mit Stimulanten oder Kokain mischt. Die Wirkung ist unberechenbar, deshalb kann die Anwendung zu Tod führen.

Gefahren, schädliche Wirkungen

Die Anwendung der Opiate hat kurz- und langfristige Gefahren, schädliche Wirkungen.

Kurzfristig hat der Konsument folgende Beschwerden: Kopfschmerzen, Brechreiz, Schwindel, Atmungsstörung usw. Langfristig: Appetitlosigkeit, Stuhlverstopfung, Magen- und Darmfunktionsstörungen, Leberbeschädigung, Gewichtabnahme, vollständiger Untergang des Organismus, schwere Komplikationen.

Man mischt verschiedene Stoffe (z. B. Streupulver usw.) wegen des Gewichtsteigerns zum Beispiel zum Heroin. Diese Stoffe in das periphärische Kreislaufsystem gelangend können den Weg der kleinsten Blutgefäße sperren. Die Folge der so erfolgenden schlechten Blutversorgung ist die Beschädigung des Gehirns, der Lungen, der Herzadern.

Die weitere Beschädigung und Schwierigkeiten des Rauschmittelabhängigen sind: Stimmungsverschlechterung, Verminderung des Problemduldfähigkeit, Verminderung seines Interesses und seiner Aktivität.

Wegen der Überdosierung kann der Verbraucher in tödliche Gefahr gelangen. Herzschwäche, Atmungsschwierigkeiten treten auf. Er gelangt in torpiden (schlaffer, einfältiger Gleichmut, welcher sich zum Choma steigert) Zustand.

Die Temperatur der Haut vermindert sich, die Pupillen werden eng, Atmungsordnungswidrigkeiten, Herzrhytmusstörung treten auf.

Die Drogenverwendung kann im Allgemeinen tödlichen Ausgang haben, wenn der Verbraucher sich nach längerer Abstinenz solch eine starke Dosis eingibt, wie vor dem Abgewöhnen, oder wenn er größere Dosis verwendet, als üblich.

Schwere Folge des Gebrauchs der Opiate ist die sich innerhalb von Wochen, Monaten ausbildende Toleranz, das Zustandekommen der starken psychischen und physischen Abhängigkeit.

Auch das Methadon verursacht Abhängigkeit!

Die Angst vor den unangenehmen Entzugssymptomen ruft den Zwang für den fortdauernden Konsum in dem Leidenschaftskranken hervor.

Dem Drogenverbrauch folgt moralischer Zusammensturz (Prostitution, Autoaufbrechen usw.) im Interesse des Besorgens des Stoffes.

Der unbesonnene Konsument, wenn er keine sterile Nadel anwendet, kann Geschwüre, Abszesse, Gelbsucht, AIDS bekommen.

Bei den Rauschmittelabhängigen kann man folgende Opiat-Entzugssymptome beobachten, wenn sie den gewöhnlichen Stoff in einer gewißen Zeit nicht einnehmen: Schwitzen, kalter Schweiß, Muskelkrampf, Gliedmaßenschmerzen, Pupillenerweitern, Fieber, Beschleunigung der Darmbewegungen, Durchfall, Übelkeit, Brechreiz oder Erbrechen, Nasenfließen oder Tränen, den kurzen Schlaf unterbricht ein Erschrecken mit Alpdruck, Gähnen, Mißgestimmtsein, Spannung, akutes Ängstigen.

Die Methadon-Entzugssymptome sind milder als die des Morphins, aber sind sich hinziehender.

Einige Experten behaupten, daß der Heroinentzug sowohl physisch als auch psychologisch weniger traumatisch ist, als der des Alkohols, der Schlaf- oder Beruhigungsmittel.

Stiftung Menschenfreund | 2009